12 | Katharina Schlichter | Poller

Konzept | Gusseisen | ca. 350 kg | schwarz-gelb | Holzhausenschlößchen

Poller

Ein originaler Hafenpoller aufgestellt in der  Frankfurter Großstadt. Anbei ein Zitat aus Hölderlins Gedicht Achill.
 Zunächst einmal entsteht eine Irritation, denn mitten im Frankfurter Nordend wird niemals ein Schiff anlegen, vorbeifahren oder ablegen.
 Der Poller stellt für mich eine Verbindung zu Hölderlins Reisen dar. Er  dient zum Anlegen, zum zeitlich begrenzten Festhalten an einer Stelle - werden die Taue losgemacht, reißt der Wasserstrom das Schiff fort und die Reise geht weiter.
 Bei Hölderlin tauchen immer wieder Bezüge zum Wasser auf. Die Bewegung des Wassers stellt er auch graphisch in seinen Gedichten dar. Er selbst ist ständig in Bewegung, äußerlich wie innerlich. Ein wilder Strom scheint in ihm zu toben. In Frankfurt war er für eine kurze Zeit angekommen, bei seiner Liebsten Susette Gontard. Die Liebe zu ihr war stark, massiv, sie scheint durch seine Briefe und Werke die Zeiten zu überdauern - für sein Leben jedoch war es nur ein kurzes Verweilen.
 Der Poller, aus Eisen gegossen, ist unverwüstlich - ebenso wie seine Liebe zu Susette. Er steht einfach da. Er lädt auch zum Verweilen ein. Seine Funktion ist zweckentfremdet, jedoch kann er immer wieder neu interpretiert werden.

Sein Standort könnte vor dem Holzhausenschlösschen sein -
als Verweilstation, als Anstoß und als Zitat.

Herrlicher Göttersohn! da du die Geliebte verloren,
Gingst du ans Meergestad, weintest hinaus in die Flut.


aus Hölderlin: Achill, 1798-1800

Katharina Schlichter

Katharina Schlichter
1981 geboren in Speyer
seit 2002 Studium der Kunstgeschichte und Germanistik an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
seit 2003 Akademie für Bildende Künste Mainz
2004 - 2005 Klasse für Fotografie, Prof. Vladimir Spacek
2005 - 2008 Klasse für Neue Medien, Prof. Dieter Kiessling